Hans-Hendrik Adler greift die dadaistische Idee des »objet trouvé« neu auf, indem er schön gestaltete Alltagsobjekte einer neuen Designwirklichkeit zuführt. Es handelt sich bei den beispielsweise mit Kabel und Schukostecker versehenen Objekten durchaus um Lichtobjekte, die funktionierend als Lampe im Wohnbereich an Wänden montiert sind. Der besondere Reiz der Objekte liegt jedoch nicht in dieser Zusatzfunktion, sondern vielmehr im reinen Objektcharakter. Durch die verblüffende Kombination bekannter Gegenstände wird die semantische Ebene neu definiert, ergibt sich ein neuer Objekt-Sinn.
Die Gegenstände verlieren zwar ihren normalen Bezug, werden aber weder zerstört, noch die Form verändert, selbst das Material wird selten verfremdet. Die Gegenstände bleiben erhalten und sollen als solche erkannt werden. Lediglich die Zwiesprache der Gegenstände wird verändert. Die funktionslose Wechselwirkung der Objekte erzeugt eine kritische Spannung. Das neue kommunikative Ensemble wird durchaus schlüssig mit Kabel verbunden als Zeichen, dass jetzt eine neue Energie im Fluss ist. Dieses Fließen des Energiestromes wird durch das Licht augenfällig symbolisiert. Tatsächlich ist es nicht die eine Assoziation, die sich gefällig aufdrängt, sondern das Fließen als ständiger Vorgang. Das Fließen als Metapher, das Objekt als Katalysator für das Assoziieren von Ideen und neuen Lösungen für die Betrachter oder Bewohner; denn diese Kunstobjekte finden ihre Aufgabe zwischen Kunst und Designer-Mobiliar und ihren Ort im Wohnbereich.

Weil die Objekt-Ensembles an der Wand befestigt in den (Wohn-)Raum ragen, haben sie auch ohne Rahmen Wandbildcharakter. Dies steigert die eindringliche Plastizität der Einzelobjekte und verführt zum visuellen Abtasten, zum Entdecken und Erkunden und Sinngeben, am besten jeden Tag einen neuen Sinn (er-)finden. Diese Parabel des fließenden Sinn-Findens ist die Klammer, die alle Arbeiten zusammen hält.

 

À propos des Readymades:
En 1913 j'eus l'heureuse idée de fixer une roue de bicyclette sur un tabouret de cuisine et de la regarder tourner.
Marcel Duchamp (1887-1968)

 

Last update
11.12.2002 0:03